Es war der 9. August 1922, erstmals wurde in einem Flugzeug auf einer Schreibmaschine ein Text geschrieben. Und dieser zeitgleich am Boden ausgedruckt. Mit diesem Experiment hatte das US-Marineministerium dem Fernschreibverfahren quasi Flügel verliehen - auf den Tag genau vor 100 Jahren. Von nun ab war es möglich, Texte in einer Geschwindigkeit bis zu 100 Wörtern pro Minute drahtlos zu übertragen. Das Ministerium drängte umgehend darauf, auch Nachrichten in die Gegenrichtung möglich zu machen, nämlich vom Boden zum Flugzeug. Es war die Geburtsstunde des Funkfernschreibens - "RTTY". Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten in den USA erste Fernschreiber in die Hände von Funkamateuren, die daraufhin ihre Sender für die Frequenzumtastung (FSK) modifizierten. RTTY war nun auch im Amateurfunkdienst angekommen. Mit dem Einzug von Computern im privaten Bereich Anfang der 80er Jahre ersetzten diese mit recht einfachen RTTY-Programmen das bis dato verbreitete elektromechanisch erzeugte RTTY. Mit der Einführung der Digitaltechnik und der Entwicklung von neuen Sendearten wie PSK31 bzw. später FT8 hat RTTY im Amateurfunk an früherer Bedeutung verloren. Anders im Seefunkdienst: Trotz moderner und schneller Digital-Verfahren haben RTTY-Aussendungen dort noch immer ihren Stellenwert, wenn es z. B. darum geht, vor Gefahren zu warnen oder den Schiffsführern aktuelle Seewetterberichte zu übermitteln. -- Das Foto zeigt das Fernschreibfunkgerät, das die US-Marineabteilung im August 1922 einsetzte, um maschinengeschriebene Funksprüche von einem Marineflugzeug zu empfangen. Quelle: Library of Congress (gemeinfrei) - https://www.loc.gov/pictures/item/2002697173/